Ich bin für den Lockdown. Auch wenn es mir im Gedanken an die vielen UnternehmerInnen, die mühsam ihr eigenes Geschäft aufgebaut haben, die jetzt ums Weihnachtsgeschäft zittern müssen, das Herz zerreißt - die Nachrichten aus den Spitälern machen es notwendig. Die sind noch schlimmer, da gehts um Leben und Tod, wenns so weitergeht. Im ersten Moment, in diesen Stunden vor der PK, als eh schon alle Bescheid wussten (was für eine besch..... Kommunikation der Regierung, echt jetzt), war ich so sauer wie schon lang nicht mehr. Ich war wütend auf das zögerliche Reagieren der Regierung, obwohl bereits seit Tagen klar war, dass der Lockdown light nichts bringt, ich war sauer auf die Menschen, die lieber irgendwelchen windigen Youtube-ExpertInnen Glauben schenken als der Wissenschaft, und die was von Maske-ich ersticke und verblöde vom eingeatmeten Kohlenmonoxid daherschwafeln, ich war sauer auf die Unternehmen, die schnell noch mal mit Sonderangeboten in ihren Filialen für Schlangen vor selbigen sorgten. Ich schimpfte vor mich hin. Irgendwann war ich zu müde zum Schimpfen und ging schlafen.
Am nächsten Tag wachte ich auf und die Wut war weg. Stattdessen war da der Gedanke: Durch meine Wut auf die Coronaleugner und diejenigen, die die Maßnahmen nur schlampig einhalten, trage ich zur Spaltung der Gesellschaft ebenso bei diese selbst. Daher: Meine Wut kriegt ihr nicht. Ich will keine Spaltung. Ich will diese endlosen Debatten nicht mehr, die sich irgendwann nur noch wie Taubenschach anfühlen. Diese vielen Leute, die glauben, sie haben die Wahrheit/die Lösung/die Antwort gefunden, glauben das doch nur, damit sie sich selbst beruhigen, damit sie ihre eigenen Ängste in Schach halten können.
Angst haben wir doch grad alle. Die einen um ihre Existenz, die anderen um ihre Kinder, die dritten um den Zustand der Gesellschaft. Und wo viel Angst, da toben munter die Abwehrmechanismen. Man sucht nach "rationalen" Antworten, wo es keine gibt, man verleugnet das Problem, man sucht sich Feindbilder, um den Gefühlen, die das Virus mit sich bringt, ein Gesicht zu geben, quasi. Und das bringt dann in der Debatte gegeneinander alle ans Limit. Klar, wohin auch mit der Emotion, wenn nicht im Streit rauslassen, ins Sackerl reden hilft halt auch nur bedingt. Aber gerade jetzt muss es doch darum gehen, solidarisch zu sein. Anderen zuzugestehen: Ok, der oder die wird genauso am Limit sein wie ich. Verständnis walten lassen.
Weil am Ende des Tages schaffma sowohl die Maßnahmen selbst als auch die Bekämpfung des Virus nur gemeinsam. <3